Bockgruppen

Bockgruppen

Bockgruppen

Bild: rennmaus.de 

Was bei der Haltung von reinen Bockgruppen beachtet werden muss und inwiefern Kastrationen in Bockgruppen nötig und sinnvoll sind, sowie die Vergesellschaftung von Bockgruppen wird in diesen drei ausführlichen Informationsseiten erläutert.

Oft wird empfohlen, keine reinen Bockgruppen zu halten, sondern mehrere Weibchen mit einem kastrierten Böckchen. Nicht immer sind solche gemischtgeschlechtlichen Gruppen möglich. Daher ist es in manchen Fällen unumgänglich, reine Bockgruppen zu halten.

In ihrem natürlichen Lebensraum würden sich nur Jungböcke zu einer Gruppe zusammenschließen, bis sie alt genug sind, um selber Weibchen zu übernehmen. Daher ist eine dauerhafte reine Bockgruppenhaltung nicht naturgetreu und stellt besondere Ansprüche an den Halter. Reine Bockgruppen sind nicht für Anfänger geeignet. Eine gute Beobachtungsgabe und ein bereits durch die Haltung anderer Gruppen erworbenes Grundwissen über das Verhalten der Tiere sind bei einer reinen Bockgruppenhaltung dringend zu empfehlen. 

Der Erfolg einer Bockgruppenhaltung hängt häufig neben dem Charakter der Tiere und der Sozialisierung auch von der Haltungsform ab. Zu kleine Gehege verhindern, dass sich  die Tiere im Streitfall aus dem Weg gehen können und erhöhen somit das Streitpotential enorm.

Nachfolgend haben wir einige wichtige Informationen zusammengetragen, die bei einer Bockgruppenhaltung grundsätzlich beachtet werden sollten. Auch die beiden Themen "Kastration in Bockgruppen" und "Vergesellschaftung" auf zwei separaten Unterseiten sind hilfreich und absolut wissenswert bei der Haltung von Böckchengruppen.

Bockgruppenhalter brauchen eine gute Portion innerer Ruhe und Gelassenheit. Ist der Halter nervös und ängstlich, haben auch die Böcke weniger Ruhe und mehr Aufregung als notwendig. Insbesondere muss der Halter sachlich einschätzen können, ob die Böcke sich wirklich gut verstehen oder nicht – ohne das zu sentimental zu beurteilen.

Größe des Geheges

Als Richtwert für die Größe eines Geheges für eine Bockgruppe gilt mindestens ein Quadratmeter pro Tier, gerne in Form von mehreren Etagen oder mit einer optischen Trennung, beispielsweise einem Gehege mit Dauerauslauf, bei dem nicht über die Käfigschale geschaut werden kann. Idealerweise sehen sie sich nicht dauerhaft, sondern haben geschützte und uneinsehbare Bereiche, in die sie sich jederzeit zurückziehen können.

Einrichtung eines Geheges für Bockgruppen

Ein abwechslungsreiches Angebot an Einrichtungsgegenständen und möglichst mehrere identische Angebote lassen viele Streitigkeiten gar nicht erst entstehen: Viele Futterstellen, zahlreiche Verstecke mit mindestens zwei Eingängen (ideal übers Eck), offene Unterstände, mehrere Heu- und Wasserstellen, alle Streitobjekte mehrmals, etwa Hängematten, Kuschelsachen und andere beliebte Orte sind für Bockgruppen optimal. Häuser mit nur einem Eingang und Sackgassen sind geradezu eine Einladung zum Beißen.  

Gerade Bockgruppen sollten besonders viel beobachtet werden – mindestens zwei Mal täglich je eine halbe Stunde während die Meerschweinchen aktiv sind. Schlafende Böcke anzuschauen hilft wenig und auch während der Fütterungszeit ruhen die meisten Streitigkeiten.

Normale Verhaltensweisen in Bockgruppen beinhalten auch Drohgebärden, die man richtig einschätzen sollte. Das Klappern der Zähne ist normal, sollte aber nicht öfter als einmal am Tag auftreten, sonst ist es wahrscheinlich zu eng oder ihr Hormonhaushalt spielt gerade verrückt. Auch das so genannte Brommseln ist normal, sollte aber nicht Überhand nehmen. Gegenseitiges Aufreiten kommt vor allem vor, solange die Rangordnung unklar ist und sollte kein Dauerzustand sein. 

Brommseln ist ein Laut, der andere Meerschweinchen beeindrucken soll und vor allem von Böcken zur Beeindruckung der Weibchen  ausgestoßen wird. Es handelt sich um ein tiefes, lang gezogenes „rrrrrrrrrrrrrrrrr“ oft begleitet von einem langsamem Wiegeschritt und gemächlichem Powackeln. Es soll vor allem so viel heißen wie „Ich bin der Chef, schaut alle wie toll ich bin“. Gegenüber einem anderen Bock soll diese Verhaltensweise Streit vermeiden, wogegen Zähne klappern schon eine direkte Warnung kurz vor einem Beißversuch ist.

Bockhaltung ist grundsätzlich anders als die Haltung gemischter Gruppen: Es gibt öfter mal Reibereien. Viele Böcke verbindet eine Art der Hassliebe, ihre Beziehung ist oft inniger als die von Weibchen, die sich häufig eher gleichgültig gegenüber stehen. Hier gilt es, das Verhalten richtig einzuschätzen: Ist es trotz aller Streitigkeiten vorwiegend freundschaftlich oder überwiegt der Stress für einen oder beide Böcke? Stress wirkt lebensverkürzend und begünstigt Krankheiten durch eine verminderte Immunabwehr.

Wenn ein Bock stirbt und der zweite nicht kastriert ist, kann nicht einfach ein gleichaltriger Bock dazu vergesellschaftet werden. Hier empfiehlt sich ein Jungtier: Die Kombination Jungtier und alter Bock ist allerdings für beide sehr unbefriedigend, da das Jungtier noch aktiv ist und gerne viel spielt, während das träge Alttier jedoch lieber seine Ruhe möchte. Zur Vermeidung solcher Situationen ist die Kastration des Jungtiers unbedingt empfehlenswert!  

Manche Böckchen vertragen sich gut, wenn Weibchen in Riechweite sind, andere, vor allem die, die schon vorher kritisch waren, fangen in solchen Situationen ernsten Streit an. Eine solche Haltungsform muss vorsichtig angetestet und das Verhalten der Tiere genauestens beobachtet werden, bevor eine Bockgruppe im selben Raum wie eine Weibchengruppe sein darf. 

Zum Seitenanfang