Meerschweinchen und Kinder
Kinderträume ändern sich. Somit kann sich auch die anfängliche Begeisterung für ein Heimtier ändern. Eltern sollten sich dessen bewusst sein, dass die Verantwortung für die Meerschweinchen grundsätzlich bei ihnen liegt, auch wenn ein Kind mit der Versorgung “beauftragt“ wurde und dies anfänglich auch „versprochen“ hat. Kinder wissen allerdings nicht, wie viel Aufwand die Pflege einer Meerschweinchengruppe bedeutet, sind schnell überfordert und benötigen in jedem Fall Unterstützung eines Erwachsenen.
Die Anschaffung einer Meerschweinchengruppe sollte gut überlegt und nicht abhängig vom gerade aktuellen Kinderwunsch sein. Früher oder später wird das Kind die Begeisterung phasenweise verlieren und das Füttern sowie meist auch die Reinigung des Geheges sind ausschließlich Erwachsenensache. Ein Kind sollte niemals alleine für die Versorgung der Tiere zuständig sein. Je nach Alter des Kindes und dessen Verständnis für die Bedürfnisse der Tiere sollte beim Kontakt mit den Tieren grundsätzlich ein Erwachsener dabei sein.
Meerschweinchen sind keine Kuscheltiere. Meerschweinchen sind kein Kinderspielzeug. Meerschweinchen sind Fluchttiere und bekommen Panik beim Hochheben. Meerschweinchen möchten nicht dauernd gestreichelt werden.
Kinder bis vier Jahre
Kinder bis zirka vier Jahre sollten aufgrund ihrer oftmals noch groben Motorik nicht selbständig in ein Meerschweinchengehege greifen dürfen. Kleinkinder können nur selten abschätzen, wie fest sie zugreifen und könnten einem Meerschweinchen bei zu grober Handhabung Schmerzen zufügen. Bei direktem Kontakt mit einem Meerschweinchen sollte grundsätzlich ein Erwachsener dabei sein.
Kinder bis vier Jahre können allerdings gerne, wie alle anderen Menschen auch, ihre Hand unter Aufsicht in das Gehege halten, oder beispielsweise ein Salatblatt festhalten dürfen, an dem die Tiere futtern. Hierbei ist besonders darauf zu achten, dass freudiges Gekreische der Kinder bei erfolgreicher Übergabe der Nahrung an die Meerschweinchen unter den Meerschweinchen Panik auslösen kann. Daher sollte bitte immer vorher mit dem Kind besprochen werden, dass es möglichst ruhig bleibt.
Kinder von vier bis acht Jahre
Kinder zwischen vier und acht Jahren sind je nach Entwicklung in der Lage, die Versorgung der Tiere unter Aufsicht eines Erwachsenen weitgehend selbständig zu gewährleisten bzw. bei der Versorgung zu assistieren.
Ein Kind muss, egal wie alt es ist, ausgiebig in die Versorgung eines Tieres eingearbeitet werden: Schulkinder ab dem ersten Schuljahr legen gerne Listen an. Nutzen Sie dieses Interesse und legen Sie mit Ihrem Kind eine Futter- und Versorgungsliste an, die das Kind sicher gerne selbst gestaltet und aufhängt. Eine solche Futterliste sollte neben allen geeigneten Futtermitteln auch schädliche Lebensmittel enthalten, beispielsweise Süßigkeiten oder nasser Salat. So lernen Kinder von Anfang an, keine Experimente auf Kosten der Tiere zu wagen.
Auch dürfen Schulkinder unter Aufsicht Erwachsener beispielsweise Frischfutter zubereiten: Kinder sind mächtig stolz, wenn die Meerschweinchen selbst geschnittene Möhren oder anderes von ihnen gekauftes oder zubereitetes Gemüse fressen. So lernt ein Kind langsam, Verantwortung zu übernehmen und wird auch bei ungeliebten Aufgaben, beispielsweise dem Reinigen der Unterkunft, behilflich sein.
Die Beziehung eines Kindes zu einem Tier wird mit steigendem Wissen über die Tierart und deren Bedürfnisse immer enger. Auch Routine-Tierarztbesuche sollten Kinder miterleben dürfen. So erfährt das Kind, dass die Tiere Lebewesen sind, um die man sich genau so kümmern muss wie um ein menschliches Familienmitglied.
Kinder ab zehn Jahren
Kinder ab zirka zehn Jahren sind in der Lage, die Tiere selbständig zu versorgen. Eine direkte Anwesenheit eines Erwachsenen ist meist nicht nötig, es sei denn, die Tiere sind erst kürzlich eingezogen. Dennoch sollten Eltern über die Versorgung durch das Kind bestens informiert sein. Hier bietet sich eine Versorgungsliste in Tabellenform an, in die eingetragen wird, wann die Tiere welches Futter erhalten haben. Die Kontrolle der Versorgung liegt natürlich bei den Eltern.
Das Kind kümmert sich nicht um seine Tiere
Irgendwann kommt der Tag, an dem die einst so geliebten Tiere lästig werden. Das ist normal. Stellen Sie keine zu hohen Erwartungen an die Fähigkeiten und Ausdauer Ihres Kindes. Die Versorgung eines oder mehrerer Tiere überfordert manche Kinder, daher ist grundsätzlich elterliche Hilfe erforderlich. Wenn Sie, liebe Eltern, irgendwann wochenlang selbst für die Versorgung der Tiere zuständig sind, und Ihr Kind bereits ein Schulkind ist, sollten Sie mit Ihrem Kind ein Gespräch führen. Kinder müssen wissen, dass jedes Tier Bedürfnisse hat, dass es abhängig von den Menschen ist, bei denen es lebt, dass es genau so Hilfe und Zuwendung benötigt wie ein menschliches Kind.
Drohen oder erpressen Sie ihr Kind nicht! Das Kind hat vermutlich nur viele andere Dinge, an die es denken muss und die eigenen Tiere geraten ein wenig in den Hintergrund. Planen Sie das weitere Vorgehen mit Ihrem Kind. Schlagen Sie vor, für den Neuanfang eine Mahlzeit pro Tag gemeinsam zu füttern, für alles andere sind erst einmal Sie verantwortlich. Vielleicht darf Ihr Kind diese Mahlzeit anhand des selbst erstellten Futterplans planen und herrichten. Diese kleinen Aufgaben können je nach Verfügung ausreichender Zeit, beispielsweise an den schulfreien Wochenenden, langsam wieder gesteigert werden.
Vielleicht hat Ihr Kind auch Lust, alleine oder mit einem Freund/einer Freundin für die Tiere zu bauen oder zu basteln, sich anderweitig mit ihnen zu beschäftigen, in den Wald zu gehen und geeignete Hölzer oder Äste mit Blättern zu finden und den Meerschweinchen mitzubringen?