Außenhaltung
Meerschweinchengruppen können unter bestimmten Voraussetzungen dauerhaft draußen gehalten werden. Dennoch eignet sich nicht jede Unterbringung für die kalten Winter. Welche Voraussetzungen für eine ganzjährige Außenhaltung erfüllt werden müssen und wann es besser ist, die Tiere für den Winter ins Haus zu holen, wird hier erläutert.
Die ganzjährige Außenhaltung einer Meerschweinchengruppe ist wesentlich arbeitsintensiver als die Innenhaltung, Gehege und Ernährung sind deutlich kostenintensiver und es besteht immer das Risiko, die Tiere über den gesamten Winter ins Haus holen zu müssen. Der Bau eines sicheren Geheges, das ausreichend Schutz vor Raubtieren bietet, ist viel Arbeit und gerade bei feuchtem und kaltem Wetter muss der Halter sehr viel mehr Zeit draußen verbringen als ihm lieb ist.
Wird von Außenhaltung gesprochen heißt es oft, die Meerschweinchen müssten raus, weil der Platz in der Wohnung nicht reicht, weil sich jemand gestört fühlt wenn sie zu lange nicht gemistet wurden, oder weil es Allergien gibt. Das sind keine guten Gründe für eine Außenhaltung und verdeutlichen, dass hier der Mensch derjenige ist, der eine Außenhaltung, oft aus Bequemlichkeit, vorzieht.
Wenn Meerschweinchen dauerhaft draußen gehalten werden sollen, ist es notwendig, sowohl viel Geld und Arbeit in den Bau eines geeigneten Geheges zu stecken als auch insbesondere im Winter viel Zeit zu benötigen, um den Stall trocken und warm zu halten. Auch die erhöhten Kosten für den größeren Nahrungsbedarf bei Kälte sind nicht zu vernachlässigen. Darüber hinaus ist der Kontakt zwischen Mensch und Tier je nach Haltungsart über die kalten Wintermonate meist sehr eingeschränkt, was dazu führt, dass die Tiere wieder scheu werden und im Frühjahr erneut mit einer langsamen und geduldigen Zähmung begonnen werden muss. Hier ist die Haltungsart, ob es sich nur um einen Kleintierstall oder ein komplett ausgebautes und auch für den Halter betretbares Gartenhaus handelt, ausschlaggebend für die Entfremdung zwischen Mensch und Tier.
Klimatische Grundvoraussetzungen
Bei vielen Informationen über Außenhaltung gehen die Angaben sehr stark auseinander, was vor allem daran liegt, dass der Deutsche Sprachraum viele stark unterschiedliche Klimazonen umfasst.
Das sollte bei der Planung unbedingt berücksichtigt werden. Wo es im Norden nahe des Meeres selten heftigen Frost gibt, ist Außenhaltung natürlich wesentlich einfacher umzusetzen als in den kälteren Ecken in Niederbayern, wo es auch mal zwei oder drei Wochen in Folge Minus 20 Grad und einen Meter Schnee haben kann.
Wird ein Bau für eine Region mit viel Schnee geplant, muss das Dach eine gewisse Schneelast aushalten. Für Regionen mit strengem Frost im Winter ist eine Beheizung der Schutzhütte kaum zu vermeiden, oft ist in diesen Gegenden auch Innenhaltung im Winter wesentlich besser geeignet.
Als Faustregel darf gelten: Wo im Winter Winterreifen aufgezogen werden müssen, muss der Stall beheizbar sein.
Die Bewohner
Meerschweinchen bilden nicht wie beispielsweise Kaninchen ein wärmendes Unterfell, sobald die Nächte kühler werden. Sie sind sie der Kälte schutzlos ausgeliefert. Daher sind nicht alle Meerschweinchen für eine Außenhaltung geeignet. Ältere oder kränkliche Tiere gehören in die geschützte und warme Wohnung, gerade Kälte und feuchtes Wetter vertragen sie nicht gut. Im Falle einer Krankheit müssen Meerschweinchen frühzeitig in die Wohnung geholt werden. Erst im Mai sind die Temperaturen auch nachts wieder so hoch, dass sie zurück nach draußen umziehen können. Daher sollte darauf geachtet werden, dass die Tiere bei geplanter Außenhaltung kerngesund sind und das Immunsystems durch eine ausgewogene und gesunde Ernährung im Laufe des Meerschweinchenlebens unterstützt wird. Die Wahrscheinlichkeit, unfreiwillig die halbe Gruppe über Winter ins Haus holen zu müssen, sinkt mit optimalen Haltungsbedingungen enorm. Für ältere Meerschweinchen sollte immer eine Möglichkeit zur Innenhaltung bereitstehen.
Bockgruppen und Gruppen mit mehreren Böcken sind für Außenhaltung generell nicht gut geeignet. Hier kommt es oft zu Streitereien und Mobbing, die oft nur durch intensive Beobachtung festgestellt werden können. Im Winter kann der Halter aufgrund der lang anhaltenden Kälte keine solche Beobachtung leisten, es sei denn, er rüstet sich entsprechend aus! Im Falle von ernsten Streitigkeiten werden unterlegene Tiere oft nicht in die Schutzhütte gelassen was bei kaltem Wetter das Todesurteil bedeuten würde.
Für eine Außenhaltung sind also nur stabile Gruppen von einem Kastraten mit mehreren Weibchen ratsam. Wichtig: Es sollten mindestens vier, besser sechs Meerschweinchen zusammen gehalten werden. Kleinere Gruppen bieten den Tieren nicht genug Sicherheit und produzieren nicht ausreichend Wärme, um die Schutzhütte warm zu halten. Werden nur zwei Meerschweinchen gehalten, ist es für die Tiere besser,sie Tiere von September bis Mai in eine geeignete Unterkunft in die Wohnung zu holen.
Meerschweinchen, die längere Zeit in der warmen Wohnung oder auch einer Tierarztpraxis waren, können danach nicht wieder in ein kaltes Außengehege gebracht werden. Waren sie länger als zwei Stunden im Haus müssen sie so lange drinnen bleiben, bis es auch nachts über 15 Grad ist. Dabei brauchen sie natürlich Gesellschaft. Bei geplanten Behandlungen wie etwa Kastrationen sollte das unbedingt bedacht werden.
Standort eines Außengeheges
Das Gehege sollte an einer schattigen, windgeschützten Stelle stehen. Wichtig ist auch, dass bei Regen kein Wasser hinein läuft. Insbesondere im Sommer sollte bedacht werden, dass die Sonne wandert – wo es morgens schön schattig war, kann mittags die heiße Sonne einen Hitzschlag hervorrufen. In kleineren, schlecht belüfteten Ställen staut sich die Wärme, auch hier kann es durchaus bei nicht allzu hohen Außentemperaturen gefährlich heiß werden.
Ernährung in Außenhaltung
Insbesondere im Winter haben Meerschweinchen einen erhöhten Kalorienbedarf, um ihre Körpertemperatur aufrecht zu halten. Durch große Ohren und nackte Füße verlieren sie sehr viel Wärme und sie bilden kein ausgesprochenes Winterfell. Die Gemüserationen sollten auf jeden Fall verdoppelt werden, wobei es besonders bei Frost notwendig ist, das Futter auf mindestens fünf Portionen zu verteilen, damit es nicht einfriert.
Nehmen die Meerschweinchen trotzdem ab, kann es sogar notwendig werden, Trockenfutter zu geben, bis sich das Gewicht stabilisiert. Dabei muss bedacht werden, dass Trockenfutter zu gesundheitlichen Schäden, Fehlverdauung, Blähungen, Durchfall und Zahnproblemen führen kann. Deshalb ist eine sehr gründliche Überwachung notwendig, vor allem das Abtasten des Bauchs, um Blähungen rechtzeitig festzustellen. Auch eine genaue Beobachtung beim Fressen ist zur rechtzeitigen Erkennung von Zahnproblemen nötig.
Gesundheit bei Außenhaltung
Viele Außenhalter müssen schon für Misten und Füttern gerade im Winter mehrmals am Tag für einige Minuten zu ihren Meerschweinchen und vergessen darüber ein wenig, sich auch Zeit zum Beobachten zu nehmen. Gerade das ist aber sehr wichtig, um zu sehen, ob es allen gut geht. Dafür muss also Zeit eingeplant werden und es sollte gleich beim Bau bedacht werden, dass alle Bereiche inklusive Schutzhütte gut einsehbar sind.
Der übliche Meerschweinchen-Gesundheitscheck mit Gewichtskontrolle sollte bei Außenhaltung zweimal in der Woche durchgeführt werden, bei Trockenfutterfütterung im Winter jeden Tag eine kleine Überprüfung aufgrund eventueller Blähungen und Durchfällen.
Sind bei Außenhaltung Operationen notwendig, muss einiges bedacht werden: In der Narkose kühlen Meerschweinchen stark aus und brauchen oft Tage, um sich wieder wohl zu fühlen. Im Winter müssen frisch operierte Meerschweinchen unbedingt ins Haus geholt werden. Auch im Sommer kann es schwierig sein, weil natürlich kein Schmutz in die Wunde kommen sollte.
Gegebenenfalls muss ein Teil der Schutzhütte und des Geheges für das operierte Tier abgeteilt und mit sauberen Tüchern ausgelegt werden.
Das Gehege
Die Größe des Geheges sollte mindestens 1 m² pro Tier betragen. Davon sollte mindestens die Hälfte überdacht sein. Keinesfalls sollte Außenhaltung bedeuten, dass die Meerschweinchen bei Regenwetter in einem winzigen Stall sitzen müssen.
Zur Absicherung gegen Untergraben muss rundum 50 cm tief Gitterzaun eingegraben werden, oder es werden 30 cm breit Gartenplatten außen um den Zaun verlegt. Der Zaun muss fest in der Erde verankert werden, um ein Hochschieben durch Raubtiere zu vermeiden. Sind im Garten Mäuse, Maulwürfe oder andere Bodenbewohner unterwegs, sollte der gesamte Boden mit feinmaschigem Volierendraht oder Gartenplatten ausgelegt werden.