Einrichtung
Meerschweinchen sind Fluchttiere. Da sie eine typische Beute von Raubtieren darstellen, was in ihren Instinkten immer noch tief verwurzelt ist, ist es wichtig, ihnen viele Versteckmöglichkeiten zu bieten.
Ideal sind große Unterstände, unter denen mehrere Meerschweinchen bequem Platz finden und trotzdem den Überblick über ihr Gehege haben.
Unterschlupfmöglichkeiten und Häuser
Einfache Unterstände können selbst gebaut werden: Als schnelle, kostengünstige und einfache Variante empfiehlt sich ein Brett, das über aufgeschichtete Backsteine gelegt wird. Für den Heimwerkerkönig darf es gerne auch eine Etage mit angeschraubten Beinen sein.
Beliebt sind auch Häuser, die an verschiedenen Seiten mehrere Eingänge haben sollten. Bei Häusern mit nur einem Eingang wird es oft eng, wenn schon ein Meerschweinchen drinnen ist und ein weiteres hinein möchte. Bei Streitereien werden Häuser mit nur einem Eingang schnell zur Falle. Das überlegene Tier jagt ein anderes hinein, das darin fest sitzt und sich nicht wehren kann, wenn es ins Hinterteil gebissen wird. Gerade bei Böcken ist dies keine Seltenheit und kann zu Wunden führen, die zwar oberflächlich klein aussehen, aber oft böse Abszesse bilden.
Weidenbrücken und Korkröhren
Weidenbrücken und Korkröhren sind aufgrund ihrer naturnahen Optik beliebt. Bei der Anschaffung sollte darauf geachtet werden, dass möglichst die größte Größe gewählt wird, damit kein Meerschweinchen stecken bleiben kann. Naturmaterial wird von Meerschweinchen gerne angenagt.
Sollten Häuser oder andere Einrichtungsgegenstände Fenster haben, müssen diese unbedingt abgesichert werden. Jungtiere springen gerne durch Öffnungen, sind aber aufgrund ihres Wachstums eines Tages zu groß und bleiben stecken. Fenster können ausgesägt werden um zu einem Eingang umfunktioniert zu werden. Alternativ werden Eisstiele kreuzweise mit ungiftigem Holzleim hineingeklebt, um den Durchgang zu versperren.
Etagen
Etagen sind eine sehr beliebte und sinnvolle Einrichtung zur Gehegestrukturierung– sie bieten sowohl offene Verstecke mit sehr guter Aussicht, als auch eine weitere Nutzung durch mehr Fläche. Wirklich zur Grundfläche dazu zählen kann man Etagen allerdings erst ab einem Quadratmeter Fläche, die auch eingestreut und eingerichtet sind. Eine Höhe von 15-20 cm hat sich im Alltag bewährt – hoch genug, damit die Meerschweinchen auch bei großer Einstreuhöhe bequem drunter stehen können, aber niedrig genug, um ohne Rampe hinauf zu springen, wobei bei älteren oder ängstlichen Tieren eine Rampe oder Weidenbrücke nützlich ist.
Tränke und Futternapf
Tränken
Wichtig ist auch eine Trinkgelegenheit. Ob es sich um eine Trinkflasche oder einen Napf handelt, ist dabei vor allem Geschmackssache der Meerschweinchen. Sollte die bisherige Trinkquelle der neuen Meerschweinchen nicht bekannt sein, sollte für den Anfang sowohl ein Napf als auch eine Trinkflasche angeboten werden. Die Tiere werden sich vermutlich für eine Trinkquelle entscheiden.
Futternäpfe
Futternäpfe sind nicht notwendig, vielmehr gibt es an Näpfen oft Streit um die besten Bissen. In aller Regel klappt es besser, Futter direkt in der Einstreu zu verteilen, das stört die Meerschweinchen nicht, sondern ermöglicht ihnen eine annähernd naturgetreue Futtersuche. Falls dennoch Näpfe verwendet werden sollen, beispielsweise bei Krankheit, um die Futteraufnahme exakt bestimmen zu können, sollte darauf geachtet werden, dass entweder ein flacher Teller für zwei bis drei Tiere oder ein Napf pro Nase zur Verfügung steht. Das Geschirr sollte nach der Fütterung möglichst zügig wieder entfernt werden, da es nur unnötig Platz wegnimmt.
Heuraufen
Heuraufen sind nicht zwingend erforderlich und je nach Material und Ausführung sogar gefährlich. Geeignet sind Heuraufen aus Holz oder große Geschirrabtropfgestelle aus ebenfalls nagesicherem oder ungiftigem Material. Bei großen Heuraufen sollte die Gefahrenvermeidung an erster Stelle stehen: Meerschweinchen, die in eine Heuraufe springen, dürfen keinesfalls hängen bleiben, wenn sie wieder raus springen wollen. Um Unfälle und Verletzungen zu vermeiden, bietet sich auch ein Deckel auf einer Heuraufe an, die den Tieren zusätzliche Aussichtpunkte verschafft.
Soll auf eine Heuraufe verzichtet werden, ist ein Berg Heu im Gehege ideal und macht Spaß beim Durchwühlen, Reinlegen und Fressen. Es sollte immer reichlich vorhanden sein, verschmutzte Reste werden grundsätzlich entfernt und gegen neues ausgetauscht.
Kuschelröhren, Hängematten etc.
Kuschelsachen, Kuschelröhren und Hängematten sind sehr beliebt, allerdings machen sie dem Halter viel Arbeit beim Waschen. Meerschweinchen nutzen diese gerne zum Urinieren. Auch sollte bei Einrichtungsgegenständen aus Stoff besonders darauf geachtet werden, dass sie nicht angenagt werden. Wird etwas übermäßig angenagt, sollte es aus der Unterkunft herausgenommen werden.
Äste und Baumstämme
Zum Klettern brauchen Meerschweinchen nichts, daher sollte darauf verzichtet werden. Übermäßiges Klettern ist für die Knie der Tiere nicht optimal, daher ist es besser, alle Einrichtungsgegenstände auf einer Ebene lassen oder Ebenen mit Brücken zu versehen. Äste und Zweige sind eher ein kleiner Snack, sollten aber nach dem Genuss wieder entfernt werden, weil Meerschweinchen nur schlecht sehen und schmale Gegenstände leicht „ins Auge gehen“.
Sackgassen und Engstellen im Gehege sollten zur Vermeidung einer Streitentwicklung vermieden werden. Häuser werden am besten mit etwas Abstand zur Wand aufgestellt, um einen Durchgang zu bieten. Häuser mit nur einem Eingang werden mit Hilfe einer Stichsäge einen weiteren Eingang erhalten. Überlebenswichtige Angebote wie Heu, Wasser und Futter sollte es immer an mehreren Stellen geben.
Auch sollten genug Versteckmöglichkeiten für alle Meerschweinchen vorhanden sein: Lieber mindestens ein Versteck pro Meerschweinchen als eines zu wenig. Wenigstens ein Teil der Verstecke sollte genug Platz für mehrere Tiere bieten, andere eher für eines gedacht sein.
Die Einrichtung darf gerne bei jedem Misten verändert werden, sogar erblindete Meerschweinchen finden sich in aller Regel schnell wieder zurecht. Bitte beachten: Erst seit kurzer Zeit erblindete Meerschweinchen können Ebenen oder Abgänge eventuell nicht rechtzeitig erkennen, wenn sie sich an die neue Situation noch nicht gewöhnt haben. Bei der Umstrukturierung eines Geheges sollten besonders blinde Tiere eine Zeit lang beobachtet werden, ob und wie sie sich orientieren können.
Es ist sinnvoll, zwischen den einzelnen Verstecken einen Abstand von 30 bis 50 cm einzuhalten, damit die Meerschweinchen problemlos drum herum laufen können und auch eine Rennstrecke haben. Freiflächen sollten nicht wesentlich größer sein, um ihnen durch die Möglichkeit, bei vermeintlicher Gefahr schnell einen Unterschlupf zu erreichen, Sicherheit zu bieten.