Vergesellschaftung

Vergesellschaftung

Vergesellschaftung

Bild: rennmaus.de 

Meerschweinchen sind sehr soziale, gesellige Tiere und sollten daher niemals alleine gehalten werden. Was bei einer Vergesellschaftung mit neuen Artgenossen zu beachten ist steht in diesem Artikel.

Meerschweinchen sind sehr soziale, gesellige Tiere und sollten daher niemals alleine gehalten werden. Bei der Vergesellschaftung mit neuen Artgenossen gibt es jedoch ein paar Dinge zu beachten.

Meerschweinchen sind sehr leicht zu vergesellschaften, solange es sich nicht um eine Bockgruppe handelt. Dabei gibt es mehrere Methoden – hierbei ist nicht eine falsch und eine richtig, sondern je nach Gruppe eine besser und die andere weniger gut geeignet.  

GrĂ¶ĂŸere Gruppen sind meist einfacher zu vergesellschaften als kleine, da die Tiere sich durch die GruppengrĂ¶ĂŸe sozialer untereinander verhalten. Eventuell haben sie schon mehrere Vergesellschaftungen erlebt und bleiben somit insgesamt gelassener.

Werden mehrere neue Meerschweinchen gleichzeitig in die Gruppe integriert, ist es fĂŒr alle einfacher – die Aufmerksamkeit der alteingesessenen Tiere verteilt sich auf mehrere Neuankömmlinge, was auf das einzelne neue Tier entlastend wirkt. Sollte es sich allerdings um zwei Weibchen handeln, die vorher lange Zeit nur zu zweit gelebt haben, kann es mitunter schwierig werden. In dieser Konstellation bilden sich zwischen diesen beiden Weibchen oft heftige Verhaltensstörungen aus, die zu deutlich erhöhter AggressivitĂ€t gegenĂŒber anderen Meerschweinchen fĂŒhren können. 

Ein Kastrat und mehrere Weibchen

GrundsĂ€tzlich sind Gruppen von einem Kastraten mit mehreren Weibchen am einfachsten zu vergesellschaften. Soll ein neues Weibchen in die bestehende Gruppe integriert werden, sind kaum Probleme zu befĂŒrchten. Zieht dagegen ein Kastrat zu einer reinen Weibchengruppe, geht es oft einige Zeit rund – der Bock will alle Weibchen besteigen, um sie so mit dem Sekret aus seiner Perinealtasche als „seine“ Ehefrauen zu markieren. Oft lassen sich Weibchen nicht von einem fremden Böckchen besteigen. Innerhalb von zwei bis drei Wochen hat der Bock in der Regel Erfolg und die Gruppe beruhigt sich. Hierbei hilft es sehr, wenn der kastrierte Bock erwachsen ist oder bei sehr jungen Weibchen ein wenig Ă€lter als die Weibchen ist. Ein gestandenes Weibchen von vier Jahren nimmt einen Jungbock, der nur halb so groß ist wie sie selbst, wahrscheinlich nicht ernst.

Reine Bockgruppen

Reine Bockgruppen sind besonders schwierig zu halten und sollten nur in Zusammenarbeit mit Experten zusammengestellt werden. Diese können dann auch gleich die ZusammenfĂŒhrung mit fachkundigem Blick begleiten und besser einschĂ€tzen, wann es notwendig wird, einzugreifen.

Reine Weibchengruppen

Reine Weibchengruppen sollten nicht mit weiteren Weibchen verstÀrkt werden. Es sollte immer ein kastrierter Bock dazu vergesellschaftet werden, bevor weitere Weibchen in die Gruppe integriert werden. Ist eine Weibchengruppe unvermeidbar, gelten die gleichen Voraussetzungen wie bei gemischten Gruppen.

Neues Gehege

Geeignet fĂŒr: alle Gruppen, auch fĂŒr AnfĂ€nger und nervöse Halter, bei Gruppen mit mehreren Böcken machbar

Die zu vergrĂ¶ĂŸernde Gruppe soll mehr Platz bekommen, das alte Gehege hat eine Renovierung nötig, es sollen ein paar bauliche Fehler ausgebĂŒgelt werden? Das ist eine gute Gelegenheit, eine ZusammenfĂŒhrung besonders einfach zu starten.

In einem unbekannten Gehege mit unbekannter Einrichtung wird kein Tier RevieransprĂŒche erheben. Außerdem ist keine Einrichtung vorhanden, die dem einen oder anderen Tier schon gehört, wodurch alle die gleichen neutrale Voraussetzungen haben. Durch eine vorangehende FĂŒtterung wird die Vergesellschaftung auf neuem, neutralem Raum entschĂ€rft. Hierzu wird zuerst das satte, neue Tier und zehn Minuten spĂ€ter alle anderen, ebenfalls bereits vorab gefĂŒttert, ins neue Gehege gesetzt. Auf der gesamten FlĂ€che werden viel Futter, Heuberge und Leckereien verteilt.

Die Tiere sollten genug Platz haben, um sich aus dem Weg gehen zu können. Alle Tiere werden lĂ€ngere Zeit damit beschĂ€ftigt sein, sich in der neuen Umgebung zurecht zu finden. Die neu gebildete Gruppe in neuem Gehege wird die Rangordnung und RevieransprĂŒche klĂ€ren und kann danach gleich im Gehege verbleiben. 

Neutraler Auslauf

Geeignet fĂŒr: Gruppen von mehreren Weibchen und einem Kastraten, auch bei kleineren Gruppen und nervösem Halter.

Zuerst wird in einem anderen Raum ein Auslauf mit neutral riechendem Untergrund, beispielsweise einer frisch gewaschenen Decke, und neutralen Verstecken aufgebaut. Dazu wird eine große Menge Futter im Auslauf verteilt. Zuerst werden alle Meerschweinchen gefĂŒttert, dann kommt das neue Tier als erstes in den Auslauf um sich zu orientieren, nach zehn Minuten folgen alle anderen Tiere. Die ZusammenfĂŒhrung sollte ohne einzugreifen etwa eine Stunde intensiv beobachtet werden. Danach können die Tiere auch einige Zeit alleine bleiben, sofern sie sich ruhig und friedlich verhalten. Sobald sich die Gruppe beruhigt hat, das dauert meistens zwischen einer und fĂŒnf Stunden, in AusnahmefĂ€llen aber auch mehrere Tage, ziehen sie alle zusammen ins frisch gemistete und neu gestaltete Gehege um. Hier werden dann erneut die RevieransprĂŒche geklĂ€rt, es wird also nochmal fĂŒr einige Stunden unruhig. Ein paar neue Verstecke helfen, die anfĂ€nglichen Unstimmigkeiten einzudĂ€mmen. 

Vertrautes Gehege

Geeignet fĂŒr: Gruppen von mehreren Weibchen und einem Kastraten, in die weitere Weibchen kommen, grĂ¶ĂŸere Gruppen, erfahrene, gelassene Halter

Alle Meerschweinchen werden gefĂŒttert, ZusĂ€tzlich wird reichlich Futter im ganzen Gehege verteilt . Anschließend wird das neue Tier hinein gesetzt und die Gruppe gut beobachtet. Diese Methode klingt recht brutal, funktioniert aber sehr oft sehr gut. Schön ist dabei natĂŒrlich der minimale Aufwand, es ist aber wichtig, die Tiere gut einschĂ€tzen zu können.  

Wirklich eingegriffen werden muss erst, wenn es ernste Bisswunden gibt, die Tiere als verbissenes FellknĂ€uel mehrmals durchs Gehege „fliegen“, oder wenn auch nach mehreren Tagen immer noch mehr als zehn Mal am Tag ZĂ€hneklappern auftritt. Kleine Kratzer an der Nase, eingerissene Ohren oder blutige Lippen sind kein Grund, in die Vergesellschaftung einzugreifen oder sie gar abzubrechen. Diese Wunden bluten zwar oft sehr stark, sind aber ungefĂ€hrlich, entzĂŒnden sich selten und heilen gut ab. Sie entstehen eher bei einer deutlich untermalten DrohgebĂ€rde. Treten dagegen Bisswunden am Hals, am Bauch oder mehrere Wunden am RĂŒcken oder Po auf, sollten die Tiere getrennt und das verletzte Tier einem Tierarzt vorgestellt werden – solche Bisse entzĂŒnden sich hĂ€ufig. Die Gabe eines Antibiotikums ist sinnvoll, auch wenn sich die Bisswunde noch nicht entzĂŒndet hat und eitrig ist.

Wichtig ist auch, die Tiere vor und nach einer Vergesellschaftung besonders oft zu wiegen. Meerschweinchen, die unterdrĂŒckt oder hĂ€ufig geĂ€rgert werden, verlieren oft an Gewicht bzw. nehmen als Jungtiere kein Gewicht zu.

Am besten ist es, bei Experten, in Foren oder bei einer Notstation nachzufragen. Je nach Situation gibt es oft Möglichkeiten, doch noch eine stabile Gruppe zu bilden. Wenn die Charaktere der Tiere einfach gar nicht zusammen passen, nehmen seriöse ZĂŒchter, Tierheime und Notstationen ihre Meerschweinchen auch nach mehreren Tagen mit vergeblichen Vergesellschaftungsversuchen noch problemlos zurĂŒck. Bei Tieren aus dem Zooladen, von Privatabgaben oder von unseriösen ZĂŒchtern besteht meist keine RĂŒckgabemöglichkeit. Hier bleibt nur die Weitervermittlung der neuen Tiere oder die Bildung einer weiteren Gruppe.  

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