Anatomie

Anatomie

Anatomie

Bild: Grauwölfin 

Wie ist der Körper der mongolischen Rennmaus aufgebaut? Ein Artikel ĂŒber die Anatomie der Rennmaus und ihre Besonderheiten.

Die Mongolische Rennmaus ist durch ihren natĂŒrlichen Lebensraum mit hervorragenden Sinnen ausgestattet. Ihre körperlichen FĂ€higkeiten ermöglichen ihr eine nahezu uneingeschrĂ€nkte Rundumsicht und eine blitzschnelle Flucht bei Gefahr. Auch im Dunkeln ihres unterirdischen Gangsystems findet sich die Rennmaus gut zurecht.

Anatomie der Rennmaus Animation

Sehen

Bild: rennmaus.de

Die Augen der Rennmaus sind, wie bei vielen Fluchttieren, seitlich am Kopf platziert. Dies ermöglicht ihr, den Großteil ihres Umfeldes wahrzunehmen. RĂ€umliches Sehen ist bei der Rennmaus nicht gut ausgeprĂ€gt, weil sich die beiden Sichtfelder kaum ĂŒberlappen. Bewegungen werden jedoch schnell und sicher wahrgenommen und lösen, wenn sie nicht eindeutig als ungefĂ€hrlich eingestuft werden können, hĂ€ufig Fluchtreflexe aus.

Die Raumwahrnehmung, und damit auch das Erkennen von Höhen und Tiefen, erfolgt aufgrund der eher schwachen dreidimensionalen Wahrnehmung der Rennmaus ĂŒber den Texturgradienten (gleichgroße Objekte werden bei zunehmendem Abstand immer kleiner auf der Netzhaut abgebildet, woraus das Gehirn der Rennmaus ihre Entfernung rekonstruieren kann) und die Bewegungsparallaxe (bewegliche Objekte scheinen sich um so schneller zu bewegen, je nĂ€her sie sich am Beobachter befinden). Damit ist die FĂ€higkeit zur Wahrnehmung etwa von gefĂ€hrlichen AbgrĂŒnden auch von Erfahrung und dem Vorkommen der betreffenden Objekte in der gewohnten Umgebung der RennmĂ€use abhĂ€ngig. Nicht zuletzt aufgrund ihrer ausgeprĂ€gten Fluchtreflexe, die dazu fĂŒhren können, dass Sturzgefahren ĂŒbersehen oder falsch eingeschĂ€tzt werden, sollten Behausung und Auslauf der Tiere keine Höhen von mehr als 30 cm enthalten.

RennmĂ€use besitzen eine fĂŒr Nagetiere außergewöhnlich hohe SehschĂ€rfe. Mit einem Auflösungsvermögen von 1,5-2 Grad erreichen Sie bei Tageslicht annĂ€hernd menschliche Werte (etwa 1 Grad).

Der Wert gibt dabei den Abstand (als Winkel) an, ab dem 2 Objekte gerade noch als getrennt wahrgenommen werden können. Je kleiner der Wert, desto höher die Auflösung. Eine SehschÀrfe von 1 Grad bedeutet ein Auflösungsvermögen von etwa 1,5 mm auf 5 m Entfernung.

WĂ€hrend wir Menschen 3 Grundfarben (Rot, GrĂŒn, Blau) erkennen können, besitzen RennmĂ€use lediglich Rezeptoren fĂŒr grĂŒnes und blaues Licht (WellenlĂ€nge 500 nm bzw. 350 nm). Das heißt Farben im langwelligen Bereich (Rot, Gelb, Orange) werden nicht erkannt beziehungsweise können nicht unterschieden werden.

Riechen

Bild: rennmaus.de

Der Geruchssinn der RennmĂ€use ist sowohl fĂŒr die Nahrungssuche als auch fĂŒr das Sozialverhalten notwendig. Durch die gemeinsame Fellpflege werden Duftstoffe untereinander ausgetauscht. RennmĂ€use aus der eigenen Gruppe werden am gemeinsamen Gruppengeruch erkannt. Daher entscheidet die Nase, ob es sich bei einer anderen Rennmaus um Freund oder Feind handelt. Geht der Gruppengeruch aus irgend einem Grund verloren – wegen falscher Gehegereinigung oder lĂ€ngerer Trennung der Tiere – erkennen sich die Gruppenmitglieder nicht mehr. Erbitterte KĂ€mpfe sind die Folge.

Hören

Bild: rennmaus.de

RennmĂ€use hören Frequenzen zwischen 100 und 60.000 Herz (Mensch: 20 bis 20.000 Hertz). Sie nehmen somit bis weit in den Ultraschallbereich GerĂ€usche wahr. Den weiten Hörbereich ermöglich das große Mittelohr, das nahezu die GrĂ¶ĂŸe des menschlichen Mittelohres erreicht. Aufgrund der unabhĂ€ngig voneinander beweglichen Ohren entsteht zudem ein rĂ€umlicher Höreindruck.

Die Wahrnehmung der niedrigen Frequenzen, also „dumpfer“ Töne, ermöglicht die frĂŒhzeitige Erkennung nahender Fressfeinde. Laute im Ultraschallbereich spielen bei der innerartlichen Kommunikation eine wichtige Rolle, zum Beispiel VerstĂ€ndigung zwischen Mutter und Junges, Werbung oder Warnung vor Gefahr. Das heißt, die akkustische VerstĂ€ndigung von RennmĂ€usen untereinander ist fĂŒr uns weitgehend nicht hörbar.

Das empfindliche Gehör sollte bei der Wahl des Gehegestandortes bedacht werden: PlĂ€tze direkt neben Lautsprechern oder mit Dauerbeschallung sind ungeeignet. Permanenter LĂ€rm, den wir eventuell gar nicht beziehungsweise nicht mehr als solchen wahrnehmen, kann fĂŒr RennmĂ€use sehr belastend sein. Auch werden hochfrequente Töne und LautstĂ€rken ĂŒber 50 Dezibel als unangenehm empfunden.

Tasten

Bild: rennmaus.de

Lange Tasthaare, die Vibrissen, ermöglichen der Rennmaus eine gute Orientierung in den langen GĂ€ngen ihres dunklen Baus. Zum einen ertastet die Rennmaus mit Ihnen Beschaffenheit und Durchmesser des Tunnels. Sie erkennt jede Unebenheit und kann problemlos beurteilen, ob ein Loch weit genug zum durchschlĂŒpfen ist. Zum anderen werden selbst leichte Luftbewegungen registriert. Die Maus weiß daher, ob sich noch andere Tiere im Bau bewegen. In Kombination mit anderen Sinnen ist es ihr möglich, deren Standort zu bestimmen und festzustellen, ob es sich um Freund, Feind oder Beute handelt.

Zehen und Krallen

Bild: rennmaus.de

An den Vorderbeinen der Rennmaus befinden sich vier, an den Hinterbeinen fĂŒnf Zehen, deren scharfe Krallen beim Buddeln und GĂ€nge bauen abgeschliffen werden. Rennmausgehege mĂŒssen daher ĂŒber genĂŒgend Möglichkeiten zum Abnutzen der Krallen (TongefĂ€ĂŸe, die rauhe RĂŒckseite von Fliesen oder Ă€hnliches) verfĂŒgen.

Schwanz

Bild: rennmaus.de

RennmĂ€use haben einen behaarten Schwanz, der ihnen hilft, auf schmalen FlĂ€chen das Gleichgewicht zu halten. Er ist auch fĂŒr die Sicherheit des Tieres wichtig, da durch leichtes Ziehen die Haut abreißen kann und es der Rennmaus so ermöglicht, mit kahlem Schwanz vor Feinden zu fliehen obwohl sie festgehalten wird. Der Schwanz wĂ€chst nicht wieder nach, der Knochen wird nach einiger Zeit abgebissen oder fĂ€llt ab. Eventuell ist eine operative Versorgung durch einen Tierarzt notwendig. Eine Rennmaus darf daher niemals am Schwanz festgehalten oder gar hochgehoben werden!

ZĂ€hne

Bild: rennmaus.de

Eine Rennmaus hat 16 ZÀhne: Vier SchneidezÀhne und zwölf BackenzÀhne. Auf jeder KieferhÀlfte befinden sich somit ein Schneidezahn und drei Backen-/MahlzÀhne.
Die SchneidezĂ€hne sind gut sichtbar und wachsen stĂ€ndig nach. Die BackenzĂ€hne wachsen nicht nach und dienen der Zermalmung der aufgenommenen Nahrung. Alle ZĂ€hne sind mit Zahnschmelz ĂŒberzogen, der oftmals von leicht gelblich gefĂ€rbt bis ins tiefe Orange reichen kann. Weiße ZĂ€hne sind bei RennmĂ€usen ein Krankheitszeichen fĂŒr MangelernĂ€hrung.

Achtung: Die SchneidezĂ€hne sollten gerade stehen und nicht etwa in die andere HĂ€lfte des Kiefers wachsen. Zahnfehlstellungen können der Rennmaus große Schwierigkeiten bereiten und bedĂŒrfen einer regelmĂ€ĂŸigen KĂŒrzung durch den Tierarzt.

DuftdrĂŒse (VentraldrĂŒse)

Bild: rennmaus.de

RennmĂ€use haben einen „Schlitz“ am Bauch, der je nach Anatomie und Rang innerhalb der Gruppe unterschiedlich stark sichtbar sein kann. Diesen nennt man Duft- oder VentraldrĂŒse. Sie sondert ein Sekret ab, das Talg und Duftstoffe enthĂ€lt.

Damit markieren RennmĂ€use ihre Umgebung und ihre Artgenossen, manchmal sogar ihre Halter. Das Sekret ist allerdings fĂŒr Menschen weder sichtbar noch zu riechen. Jedoch sind an hĂ€ufig markierten Stellen nach einiger Zeit gelblich-brĂ€unliche Bereiche zu erkennen. Auch bei RennmĂ€usen mit weißem Bauch ist am Fell um die DuftdrĂŒse hĂ€ufig diese VerfĂ€rbung zu beobachten.

Es kommt auch vor, dass sich die DuftdrĂŒse entzĂŒndet oder sich Tumore bilden. In diesem Fall sollte unbedingt ein Tierarzt konsultiert werden.

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