GruppengröĂe
RennmĂ€use sind Gruppentiere - in ihrer natĂŒrlichen Umgebung sieht dies auf den ersten Blick so aus. Wird genauer hingeschaut und der Familienverbund beobachtet, wird schnell deutlich, dass RennmĂ€use zwar nicht alleine leben, allerdings auch nicht stĂ€ndig in einer groĂen Gruppe, sondern zu zweit. Dies wird in der Heimtierhaltung oft ĂŒbersehen und nicht selten entsteht in zu groĂen Gruppen ernst zu nehmender Streit, der hĂ€ufig mit verbissenen Tieren endet.
Mongolische RennmÀuse in der Natur
In ihrer natĂŒrlichen Umgebung leben RennmĂ€use in Kolonien, die von vielen kleinen Rennmausfamilien gebildet werden. Jede dieser Familien bewohnt ein eigenes Gangsystem und ihr entsprechend eigenes Revier. Die Reviergrenzen werden verteidigt, sobald eine Rennmaus aus einer anderen Familie diese ĂŒbertritt. Somit leben RennmĂ€use zwar in groĂen Gruppen, aber innerhalb dieser Gruppen niemals miteinander, sondern nur nebeneinander. Solange die Reviere eingehalten werden, werden sie die benachbarten Familien dulden. HĂ€ufig enden GrenzĂŒbertritte in ein fremdes Revier mit dem Tod einer Rennmaus.
Jede Rennmausfamilie besteht aus jeweils einem ausgewachsenen Weibchen und einem MĂ€nnchen, die in ihrem Revier mit eigenem Nachwuchs zusammen leben. Sobald die Jungtiere geschlechtsreif werden und sich eventuell selbst verpaaren möchten, werden sie von den Elterntieren aus dem gemeinsamen Bau ausgestoĂen und verjagt.
Dieses natĂŒrliche Verhalten ist in der Heimtierhaltung jedoch nicht möglich. Es stellt sich daher die Frage, welche Gruppenzusammensetzung fĂŒr die Haltung von RennmĂ€usen am sinnvollsten ist.
Gleichgeschlechtliche Haltung von zwei RennmÀusen
Bei der gleichgeschlechtlichen Haltung von zwei Tieren ist nur in seltenen FĂ€llen mit einem Streit zu rechnen. Sollte es wider Erwarten zu Streitereien kommen, werden diese meist durch andere Ursachen als die GruppengröĂe ausgelöst. Die Rangfolge ist bei bestehenden Zweiergruppen meist deutlich festgelegt und wird im Laufe der Zeit nur selten erneut ernsthaft in Frage gestellt.
Die Haltung von zwei RennmĂ€usen erlaubt ein gröĂeres Platzangebot, als es fĂŒr eine GroĂgruppe sinnvoll wĂ€re. Eine in gröĂeren Gruppen eventuell auftretende Revierbildung und die damit verbundenen Auseinandersetzungen sind bei Zweiergruppen nicht zu erwarten.
Haltung in gröĂeren Rennmausgruppen
Das Halten von mehreren Tieren in einer Gruppe birgt ein groĂes Streitrisiko zwischen den Gruppenmitgliedern. Die Unterbringung von gröĂeren Rennmausgruppen stellt besondere Anforderungen an den Halter. Es ist zwingend notwendig, dass dieser ĂŒber ausgesprochen gute Kenntnisse des Sozialverhaltens der RennmĂ€use verfĂŒgt und genĂŒgend Zeit zur Beobachtung seiner Tiere hat. Des Weiteren sollte der Platz fĂŒr mindestens eine weitere artgemĂ€Ăe Behausung vorhanden sein, um die Tiere bei Bedarf sofort trennen zu können.
Im Falle einer Trennung sollte die Rennmausgruppe so aufgeteilt werden, dass jede Rennmaus einen Partner behĂ€lt oder bekommt, mit dem sie in einer geeigneten Unterkunft leben kann. Daher sollten stets ausreichende finanzielle Mittel fĂŒr Tierarztbesuche mit verletzten Tieren oder die Anschaffung von zusĂ€tzlichen EinrichtungsgegenstĂ€nden und Behausungen vorhanden sein.
Gemischtgeschlechtliche Haltung von zwei RennmÀusen
RennmĂ€use vermehren sich in gemischtgeschlechtlicher Haltung sehr schnell. Geschlechtsreif werden die Tiere zwischen acht und zwölf Wochen. Die Tragzeit des Weibchens dauert zirka 26 Tage (+/- zwei Tage) und die WurfgröĂe kann zwischen einem und zehn Jungtieren variieren, wobei vier bis acht Jungtiere der Regel entsprechen.
Das Weibchen ist direkt nach der Geburt eines Wurfes wieder paarungsbereit. Somit kann innerhalb von wenigen Wochen eine groĂe Zahl an Jungtieren entstehen, die nach relativ kurzer Zeit selbst schon geschlechtsreif sind. Halter, die zunĂ€chst der Ansicht sind ausreichend Abnehmer fĂŒr die Jungtiere zu haben, werden in vielen FĂ€llen dennoch von der schnellen Vermehrung der Tiere ĂŒberrascht und stehen schnell vor erheblichen Problemen, ihre Tiere möglichst artgerecht unterzubringen.
Gemischtgeschlechtliche Haltung von mehr als zwei RennmÀusen
Werden mehrere geschlechtsreife Tiere unterschiedlichen Geschlechts in einer Gruppe gehalten, verhalten sie sich in den wenigsten FĂ€llen friedlich untereinander. Zum Beispiel kann es bei mehreren Weibchen mit WĂŒrfen zu starken Streitigkeiten untereinander kommen, welche bis zum Tod der erwachsenen Tiere und/oder der Jungtiere fĂŒhren können.
Von der gemischtgeschlechtlichen Haltung von RennmĂ€usen ist aufgrund des zu erwartenden Nachwuchses der Tiere dringend abzuraten. Leider gibt es, als Folge unkontrollierten Vermehrens, viele RennmĂ€use, die im Tierheim auf ein neues Zuhause warten oder von Privatpersonen dringend abgegeben werden mĂŒssen.