Streit erkennen

Streit erkennen

Streit erkennen

Bild: rennmaus.de 

In allen Rennmausgruppen wird es früher oder später Auseinandersetzungen zwischen den Tieren geben. Oft sind es Kleinigkeiten, die den Frieden in der Gruppe stören. Manchmal hilft nur eine zeitweise oder entgültige Trennung der Gruppe.

Ein Rennmaushalter wird bei guter Beobachtung seiner Gruppe immer wiederkehrende Verhaltensweisen feststellen können, die unter Sozialverhalten beschrieben sind. Alle dort genannten Verhaltensweisen sind normal.

Auch eine Änderung der bestehenden Rangfolge kann in jeder Gruppe vorkommen, wenn zum Beispiel das bisherige Alphatier schwächelt oder die Jungmaus im Flegelalter (bis circa 1 ½ Jahre) ist.

Sobald gegenseitiges Bespringen, Boxen, sich gegeneinander Aufrichten, Pfote auf den Kopf drücken und kurzes Hinterherjagen bemerkt wird, sollte die Gruppe intensiv beobachtet werden. Ein Eingreifen ist (noch) nicht nötig. Dieses Verhalten sollte aber nach ungefähr zwei Tagen aufhören.

Ein besonderer Fall sind hierbei Gruppen von Weibchen, die, schlimmstenfalls beide gleichzeitig, hitzig sind. Hier kann meist eine größere Unruhe als üblich und ein sehr ruppiger Umgang miteinander festgestellt werden, der sich jedoch nach ein paar Tagen wieder gibt.

Manchmal wird aus normalen Rangordnungsauseinandersetzungen blutiger Ernst. Eine Rangelei kann zu echtem Streit werden, wenn die Tiere sich nicht auf eine stabile Rangfolge einigen können. Meist sind in diesem Fall beide Rennmäuse eher dominant und in etwa gleich stark. In der Folge sind Revierkämpfe möglich, die absolut ernst zu nehmen sind.

  • Ist die Interaktion der Tiere in der Gruppe wie gewohnt? Oder wirkt die Gruppe unruhiger, nervöser oder schreckhafter als sonst?
  • Dürfen alle Tiere an Futter und Wasser, in alle Häuschen, Röhren oder andere Einrichtungsgegenstände?
  • Benutzen sie ein gemeinsames Sandbad?
  • Schlafen die Rennmäuse in einem Nest?

Sollte eine dieser Fragen mit Nein beantwortet werden, kann dies ein erstes Anzeichen sein, dass es in der Gruppe kriselt. Erkennt der Halter rechtzeitig die ersten Anzeichen eines Streits, kann gegensteuert werden.

Falls ein Halter in seiner Gruppe Streit vermutet oder feststellt, sollte Ursachenforschung betrieben werden. Manchmal sind nur kleine, für den Halter nicht offensichtliche Gegebenheiten oder Veränderungen im Gehege Auslöser für Unstimmigkeiten.

  • Auslauf, da dieser jedes Mal ein neues, unbekanntes Revier für die Gruppe bedeutet
  • Ungünstige Gehegegestaltung: klar abgegrenzte Bereiche, z.B. Aufbauten oder Etagen mit nur wenigen engen Zugängen. Diese werden bevorzugt von einer Maus als Revier in Beschlag genommen und werden dann vehement gegen die Partnermaus verteidigt. Umgekehrt kann auch die schwächere Rennmaus auf einen solchen Bereich zurückgedrängt werden.
  • Ersetzen der kompletten Streu beim Reinigen der Behausung oder das Umsiedeln in eine andere Behausung, da dadurch der gemeinsame Gruppengeruch verloren geht
  • Schlecht sozialisierte Tiere, beispielsweise durch zu frühes Trennen von den Eltern oder schlechte Haltungsbedingungen der Eltern (Notfalltiere). Diese Tiere hatten oftmals keine Gelegenheit, normales Sozialverhalten zu erlernen, da sie sich in der prägenden Phase in einer lebensbedrohlichen Stresssituation befanden.
  • Ungünstige Gruppenkonstellationen und -zusammensetzungen, beispielsweise mehr als zwei und/oder gleichaltrige Tiere
  • Kranke oder geschwächte Tiere, die ihre Stellung in der Gruppe nicht mehr behaupten können und nicht nur in der Rangfolge absteigen, sondern auch aus dem gemeinsamen Revier vertrieben werden sollen

Da Rennmäuse krankheitsbedingte Schwächen an ihren Artgenossen in der Regel früher wahrnehmen als die Halter, empfiehlt sich gleichzeitig mit den ersten Maßnahmen die Einsendung einer Kotprobe zur Überprüfung auf Parasiten (näheres siehe Abschnitt Gesundheit) und bei sichtbaren Krankheitszeichen einer Rennmaus auch ein Tierarztbesuch mit der ganzen Gruppe.

Bei Streit nach einem Auslauf ist es besser, zukünftig auf diesen zu verzichten. Gruppen von mehr als zwei Tieren sollten überhaupt keinen Auslauf bekommen.

Vermutet man als Streitauslöser neue Einrichtungsgegenstände, sollten diese wieder entfernt werden. Beruhigt sich dadurch die Situation wieder, kann nach einiger Zeit noch einen Versuch mit diesem Einrichtungsgegenstand gestartet werden.

Wird einer Maus der Zutritt zu bestimmten Gehegeteilen verwehrt, sollten diese entfernt bzw. umgestaltet werden. Das sind oftmals die Zugänge zu den Etagen oder zum Sandbad.

Gruppen von zwei Rennmäusen Maßnahmen bei ernsthaftem Streit

Wichtig ist in erster Linie: Ruhe bewahren.

Sollten sich die Rennmäuse schwere, blutende Verletzungen zugefügt haben, ist eine sofortige Trennung unerlässlich. Dies gilt vor allem, wenn bei einem Tier an Hinterteil und/oder Schwanz Verletzungen sichtbar sind. Die Rennmäuse sollten in getrennte Gehege gesetzt werden, zur Ruhe kommen dürfen und ihre Wunden heilen können. Im Zweifelsfall sollte ein Tierarzt aufgesucht werden.

Je nach Ursache und Schwere der Verletzungen kann nach einer Ruhepause versucht werden, die Tiere wieder miteinander zu vergesellschaften. Das Vorgehen ist dabei genau so wie bei einer Neuvergesellschaftung. Manchmal ist es allerdings sinnvoll, jede Rennmaus durch Vergesellschaftung mit einem neuen Partner eine weitere Gruppe bilden zu lassen. Ob die beiden Rennmäuse wieder zusammenfinden, entscheidet sich schon in den ersten Tagen am Trenngitter. Sollten sie dabei das gleiche, aggressive Verhalten zeigen wie bei dem Streit, ist es besser, den Versuch abzubrechen. Manchmal muss man als Halter akzeptieren, dass zwei Rennmäuse einfach nicht miteinander auskommen.

Bild: rennmaus.de
Bild: rennmaus.de

Haben sich die Rennmäuse noch nicht gebissen oder bisher nur kleine Kratzer zugefügt, sollten zunächst alle Einrichtungsgegenstände und ein Großteil der Einstreu bis auf 5 - 10 cm Höhe entfernt werden. Sehr große, verwinkelte oder anderweitig zur Revierbildung einladende Gehege können auf eine Länge von 80 cm verkleinert werden.

Die Grundfläche in einem Aquarium oder Terrarium lässt sich durch ein passend zugeschnittenes Brett, das nach Bedarf verschoben werden kann, ohne viel Aufwand verkleinern. Die Kippsicherheit kann durch einen Pflasterstein an jeder Seite verbessert werden.
Gitterkäfige lassen sich meist nur schwer verkleinern, aber auch hier kann mit ein bisschen handwerklichem Geschick eine geeignete Lösung gefunden werden.

Alternativ zur Verkleinerung können die Mäuse auch in ein kleineres Notfallgehege (z.B. 80 cm-Aquarium) umgesetzt werden.

In dem verkleinerten Gehege sollten sich nur wenige Zentimeter Einstreu und keine weiteren Einrichtungsgegenstände befinden außer Futter, Wasser und etwas Nist- und Schreddermaterial. Auch ein kleiner Unterschlupf mit zwei Ausgängen, etwa eine flache Weidenbrücke, kann eventuell dabei sein.

Durch diese Maßnahme können die Rennmäuse einem Zusammentreffen nicht mehr aus dem Weg gehen und sind somit gezwungen, sich mit dem Partner zu beschäftigen und die Differenzen zu klären .

Selbstverständlich müssen die Tiere dabei sehr gut beobachtet werden.

Von der Verwendung der Kleinraummethode (Setzen in eine Transportbox) oder dem Verbringen der Rennmäuse an einen geruchsneutralen Ort (etwa die Badewanne) raten wir ausdrücklich ab.

Welche Schritte folgen auf die Verkleinerung des Platzangebots?

Wenn die Tiere auf verkleinerten Raum mit nur der notwendigsten Einrichtung wieder zueinander gefunden haben, also in einem Nest schlafen, sich gegenseitig putzen und ruhig wirken, darf das Trennbrett um einige Zentimeter verschoben und die damit zur Verfügung stehende Fläche vergrößert werden. Die Vergrößerung sollte schrittweise erfolgen und kann je nach Verhalten der Rennmäuse täglich stattfinden, so dass nach ein bis zwei Wochen die komplette Gehegegröße wieder zur Verfügung steht. In dieser Zeit ist die Zugabe von Einrichtungsgegenständen nicht sinnvoll und wirkt sich negativ auf den Erfolg aus.

Nach einer Woche friedlichen Beisammenseins auf kompletter Fläche kann mit der Zugabe eines einzelnen Einrichtungsgegenstandes begonnen werden. In dieser Phase ist es ratsam, die Tiere und deren Verhalten sehr gut zu beobachten. Bleiben sie friedlich, kann eine Woche später ein weiterer Einrichtungsgegenstand beziehungsweise Gehegeteil, wie eine Etage oder einAufbau, freigegeben werden.
Sollten die Rennmäuse nach der Zugabe eines Gegenstandes wieder streiten, ist das Entfernen der zuletzt gegebenen Einrichtung ratsam. Bei genauem Beobachten und mit viel Glück kann so der Auslöser des vorangegangenen Streits gefunden und entsprechend vermieden werden.

Wann ist eine endgültige Trennung unvermeidbar?

Sollten die Rennmäuse auch nach Verkleinerung des Platzangebots oder während der darauffolgenden Erweiterung und Zugabe der Einrichtung immer wieder ohne erkennbaren Grund streiten, ist eine endgültige Trennung unvermeidbar. Die Möglichkeit , dass die Tiere einfach nicht miteinander klar kommen, muss als Halter immer in Betracht gezogen und akzeptiert werden. In diesem Fall sollten die Rennmäuse mit jeweils einem neuen Partner vergesellschaftet werden.

Gruppen von drei oder mehr Rennmäusen

Bild: smurf79

Großgruppen von mehr als zwei Rennmäusen weisen ein erhöhtes Streitpotential auf!

Großgruppen von mehr als zwei Rennmäusen, weisen ein erhöhtes Streitrisiko auf!

In Großgruppen ab drei Rennmäusen kann es aufgrund der naturwidrigen Haltung und der Vielzahl an möglichen Reihenfolgen in der Rangordnung früher oder später zu Auseinandersetzungen kommen. Daher empfiehlt sich die Haltung einer Großgruppe ausschließlich mit Tieren unterschiedlichen Alters und nur für sehr rennmauserfahrene Halter. Eine Großgruppe benötigt besondere Aufmerksamkeit, eine gute Beobachtungsgabe und ausgezeichnete Kenntnisse des Sozialverhaltens.

In diesen Gruppen sind die Ursachen der möglichen Streitereien ähnlich wie im vorigen Abschnitt beschrieben, allerdings reagieren sie deutlich sensibler auf Veränderungen in ihrem Revier oder dem gewohnten Ablauf.

Jede kleinste Änderung kann zum Anlass genommen werden, die Rangfolge in Frage zu stellen.

Meist zeigen Großgruppen ein ausgeprägteres Rangordnungsverhalten als Gruppen mit nur zwei Tieren. Dies ist durch die höhere Anzahl an erwachsenen Gruppenmitgliedern und dem daraus entstehenden größeren Konfliktpotential normal, sollte allerdings in überschaubarem Rahmen bleiben. Auch hier liegt die Ursache in der oben angesprochenen naturwidrigen Haltung.

Was ist zu tun, wenn sich Rennmäuse in einer Großgruppe streiten?

Auch hier ist eine Verkleinerung und das weitgehende Entfernen der Einrichtung durchaus sinnvoll, solange die Auseinandersetzung noch nicht zu einer Beißerei geführt hat.

Welche Rennmaus hat eine blutige Auseinandersetzung begonnen?

Häufig wird ein Streit unter Rennmäusen erst bemerkt, wenn sie mit Verletzungen und blutverschmiertem Fell vorgefunden werden. Nun stellt sich die Frage, ob der Streit eventuell nur von einem oder von mehreren Tieren ausgegangen ist. In einer Großgruppe ist dies besonders wichtig, da man womöglich durch Entfernen eines Tieres die restliche Gruppe als Ganzes noch erhalten kann (siehe nächster Abschnitt).
Daher sollten die Tiere und ihre Verletzungen genau ansehen werden. Häufig weist das jagende Tier Bissverletzungen in der vorderen Körpergegend, in Gesicht und Hals auf. Gejagte Tiere dagegen haben meist Bisse an Schwanz, Hinterteil und Hinterpfoten. Die verfolgende Rennmaus wird die Flüchtende sowohl am Schwanz als auch im Bereich der hinteren Körpergegend verletzen. Eine verfolgte und flüchtende Rennmaus wehrt sich mitunter und erreicht beim Umdrehen als erstes Gesicht und Hals des Verfolgers.
Dennoch heißt das nicht, dass nur die jagende Rennmaus Ursache des Kampfes ist. Häufig sind die Auslöser innerhalb des Geheges oder des Gruppengefüges zu finden..

Wie wird eine Großgruppe richtig getrennt?

Durch gute Beobachtung sollte der Halter in der Lage sein, die Tiere zu bestimmen, die an der Streiterei beteiligt waren und eventuell verletzt wurden. Bei einer Trennung empfiehlt es sich, ein am Streit beteiligtes Tier mit einem - je nach Gruppengröße - unbeteiligten Tier zusammen zu lassen, so dass keine Rennmaus die Gruppe alleine verlassen muss. In Dreiergruppen empfiehlt sich die Herausnahme des gejagten Tieres, da es in der freien Wildbahn fliehenbeziehungsweise abwandern würde. Jagt ein Tiere beide anderen Partner, so kann man allerdings auch den Jäger entfernen.

Welche Vorgehensweise ist sinnvoll, wenn sich einzelne Tiere einer Großgruppe gebissen haben?

Sollten sich zwei oder mehr Tiere innerhalb einer Großgruppe gebissen haben und gleichzeitig andere Gruppenmitglieder völlig unbeteiligt sein, ist eine Trennung unumgänglich und sollte zum Schutz der Tiere schnellstmöglichst erfolgen. Dies sind stets ernstzunehmende Revierkämpfe, bei denen ein Tier vertrieben werden soll. Diese werden solange geführt, bis das Tier vejagt oder tot ist.

An dieser Stelle kann keine allgemeingültige Lösung aufgezeigt werden. Es empfiehlt sich, bei der Zusammensetzung der neuen Gruppen darauf zu achten, welche Gruppenmitglieder einen besonderen Bezug zueinander haben, welche Alterskombination günstig und welche Kombination aufgrund der ehemaligen Rangfolge sinnvoll ist. Dazu sollte gegebenenfalls spezieller Rat im Forum eingeholt werden.

Was muss nach der Trennung einer Großgruppe beachtet werden?

Die Veränderung der Gruppenstruktur durch eine Trennung wird sich innerhalb der neu gebildeten Gruppen in Rangordnungsauseinandersetzungen äußern, die wichtig und zu dulden sind, solange sie in normalem Rahmen ausgetragen werden. Manchmal empfiehlt es sich, das Platzangebot zunächst zu verkleinern, damit die Tiere leichter zueinander finden und sich als neue Gruppe wahrnehmen können.
Nachdem sich die Tiere beruhigt haben, ist eine langsame Vergrößerung des Platzangebotes wie bei einer Neuvergesellschaftung sinnvoll.

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