Gesunde Rennmäuse

Gesunde Rennmäuse

Gesunde Rennmäuse

Bild: kavo 

Wie überall gilt: viel besser als zu heilen ist natürlich erst gar nicht krank zu werden. Was kann der Halter für gesunde Rennmäuse tun?

Mongolische Rennmäuse sind nicht sehr krankheitsanfällig, wenn man ein paar einfache Regeln beachtet. Im Gegenteil, oft werden Rennmäuse sogar als relativ robust im Vergleich zu anderen inzwischen domestizierten Nagern beschrieben. Trotzdem sollte man die Gesundheit seiner Schützlinge natürlich nicht leichtfertig aufs Spiel setzen, denn Vorbeugen ist bekanntlich besser als Heilen.

Gleich zu Beginn stellt sich jedoch die Frage: Kann man es auch übertreiben? Aber natürlich. Ein Beispiel: In nahezu jedem Fachgeschäft für Tierbedarf gibt es Salz- oder Mineralsteine, mit Mineralstoffen angereichertes Nagerwasser oder Vitaminpräparate in Form von Tropfen und Tabletten. Solche Produkte sind nicht nur teuer, sondern auch unnötig und können in großen Mengen sogar gesundheitsschädigend wirken. Eine gesunde Rennmaus braucht solche Zusatzpräparate nicht. Eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung deckt den Nährstoffbedarf zu genüge. 

Ausgewogene Ernährung

Das richtige Hauptfutter sollte viele abwechslungsreiche natürliche Bestandteile und keine Zuckerzusätze enthalten. Daneben ist auch die Fütterung von Grünfutter, beispielsweise Gemüse und Obst, wichtig.

Verfettung, Unterernährung und Mangelerscheinungen, beispielsweise weiche oder brüchige Zähne und Krallen und extremer Haarausfall bis hin zu kahlen Stellen am ganzen Körper sind ernst zu nehmende Symptome und können durch falsche Fütterung entstehen. Was gefüttert werden sollte und was nicht, wird im Artikel Ernährung ausführlich beschrieben.

Genügend Bewegungsmöglichkeit

Rennmäuse haben ihren Namen nicht zufällig – sie rennen und bewegen sich gern. Dieses natürliche Verhalten sollte man als Mäusehalter genauso fördern wie die Leidenschaft, Tunnel in die Einstreu zu graben. Angesichts dieser beiden Kriterien wird eine Mindestkäfiggröße von 100x40x40cm – am besten in Form eines Glasbeckens – empfohlen, da so zumindest eine kurze Rennstrecke vorhanden ist und man reichlich Streu einfüllen kann.

Bei der Frage nach Auslauf spalten sich die Geister. Manche sagen, regelmäßiger Auslauf sei enorm wichtig für Rennmäuse, andere behaupten, das als Freude über das große Platzangebot gedeutete Verhalten der Mäuse sei häufig ein Ausdruck von Stress, weil plötzlich alle vertrauten Gerüche des heimischen Käfigs verschwunden sind. 

Es liegt in jedem Fall individuell am Halter, das Verhalten seiner Renner einzuschätzen. Ein "Kompromiss" für Renner, die sich beim Freilauf in einem kompletten Raum (zum Beispiel einem Flur) unsicher und ängstlich verhalten, könnte ein abgetrenntes Gehege sein. 

Beschäftigung

Mongolische Rennmäuse sind intelligente, neugierige und aufgeweckte Tiere, die Beschäftigung aller Art lieben. Wenn sie nichts als Einstreu und etwas Heu im Käfig haben, wird ihnen schnell langweilig. Die ersten Folgen sind Gitternagen und ständiges Graben in den Käfigecken. Bei Mäusen, die "nichts zu tun" haben, sind Verhaltensstörungen auf Dauer vorprogrammiert. 

Möglichkeiten zur Beschäftigung gibt es reichlich. Obstbaumzweige zum Nagen, mit Heu und Körnern gefüllte Pappkartons oder Laufräder sind leicht und preisgünstig oder sogar kostenlos zu beschaffen. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt.

Richtiger Standort für die Behausung

Hunde oder Katzen können einen Raum verlassen, wenn es ihnen dort zu stickig, zu kalt oder zu warm wird. Sie können grellem Licht ausweichen und verstecken sich in ruhigen Ecken der Wohnung, wenn es ihnen irgendwo zu laut ist. Unnötig zu erwähnen, dass Rennmäusen diese Entscheidungsfreiheit fehlt, da sie ja in ihrer Behausung "festsitzen".

Zugluft, ständiges grelles Licht, starke Temperaturschwankungen und Tabakrauch sind gesundheitsschädigend. Daher sollte der Käfigstandort möglichst mit Rennmausaugen ausgewählt werden. Beachtet werden sollte die artgerechte Unterbringung.

Staubarme Einstreu

Die Entscheidung, welche Einstreu benutzt wird ist anhand der Auswahl im Handel nicht immer einfach. Eine staubarme Einstreu ist zugunsten der Gesundheit der Rennmäuse ratsam. Von Produkten, die schon beim Öffnen stauben, sollte dringend abgeraten werden. Der feine Staub legt sich auf Atemwege und in die Lunge und belastet den kleinen Mäuseorganismus sehr.

Natürliche Einrichtung

Ein absolutes "No go" in Sachen Käfigeinrichtung ist Kunststoff aller Art. Jedes Stück der Käfigeinrichtung wird von den Rennmäusen auf "Knabbereignung" geprüft und sollte diesem Test auch standhalten. Plastik lässt sich sehr leicht zernagen und kann auch verschluckt werden. Daher sollte auf (unbedruckten) Karton, Holz oder Keramik als Material für die Einrichtung zurückgriffen werden. 

Genauso gefährlich wie Kunststoff sind auch Lacke, die gern benutzt werden, um Holz widerstandfähiger zu machen. Wer Häuschen & Co. selber bauen möchte, sollte bestenfalls auf Lack verzichten oder ungiftigen, speichelfesten Spielzeuglack mit der DIN-Bezeichnung DIN EN 71-3 oder EN 71.3 verwenden.

Stress vermeiden

Stress entsteht bei Rennmäusen unter vielen Bedingungen. Ständige laute Musik (oder andere anhaltende Geräusche), Klopfen an die Aquarienwand, ständiges Wecken in den Schlafphasen, zu häufige Komplettreinigungen des Käfigs und Reisen in der Transportbox strapazieren die Mäusenerven und sollten möglichst vermieden werden.

Diese Strapazen schwächen das Immunsystem der Tiere und machen sie anfälliger für Krankheiten. Am besten weicht man diesen Folgen aus, indem das Rennmausheim einen ruhigen Platz mit Familienanschluss findet.

Abgerissene Schwänze, Quetschungen, Gehirnerschütterungen, Knochenbrüche, offene Wunden... Vor solchen Unfallfolgen sollte man die Rennmäuse bewahren können. Wie? Hier ein paar Tipps:

Höhe

Rennmäuse haben kein gutes Höheempfinden. Deshalb müssen sowohl im Käfig als auch im Auslauf große Höhen für die Tiere unerreichbar sein. Tiefer als 20 cm sollte keine Rennmaus fallen oder springen können.

Inzwischen hat fast jeder Keramikschüsseln, als Sandbäder umfunktionierte Bonbongläser und/oder Käfigabdeckungen aus Holzrahmen und Gitter für sein Rennerbecken. Diese Utensilien sind nützlich und haben eine relativ lange Lebensdauer, bergen aber auch Gefahren (z.B. hervorstehenden Draht und scharfe Kanten, sobald ein Stück abgebrochen ist). Daher sollte man regelmäßig die Käfigeinrichtung und die im Auslauf erreichbaren Gegenstände auf mögliche Verletzungsgefahren überprüfen.

Auslauf: Kabel, Möbel, Türen

Weder Möbel noch Kabel werden vor den Nagezähnchen sicher sein, sofern sie nicht unerreichbar für die Tiere sind. Stromschläge enden meistens tödlich und es ist auch schon vorgekommen, dass Rennmäuse hinter Schränke gekrochen sind, aber nicht mehr heraus konnten. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Rennmaus beim Wegschieben des Möbelstücks verletzt wird oder dahinter verhungert, weil sie niemand findet. 

Die Zwischenräume von Möbeln, sowie offen stehende Türen oder Schubladen, sollten im Voraus überprüft und gegebenenfalls geschlossen werden.

Das richtige Laufrad

Die Größe des Laufrades ist enorm wichtig. Ein Laufrad ist dann zu klein, wenn die Rennmaus beim täglichen Jogging ihren Rücken verkrümmen muss. Das kann nicht nur zu Verletzungen führen, sondern ist auf Dauer gesehen natürlich auch schädlich für die Wirbelsäule und die Muskulatur. Ein rennmaustaugliches Laufrad sollte mindestens einen Durchmesser von 27cm und eine geschlossene Lauffläche haben (keine Gitterstäbe), damit die Nager nicht mit den Pfoten hängen bleiben kann.

Außerdem ist darauf zu achten, dass die Tiere nicht durch den sog. "Schereneffekt" verletzt werden können. Wie dieser entsteht soll die folgende Skizze aufzeigen:

Bild: rennmaus.de

Hier (im rot gekennzeichneten Bereich) wo sich die feste Halterung und die mitrotierende Leiste, welche das Rad stabilisiert treffen, kann es zu Quetschungen und schlimmstenfalls sogar zur Abtrennung von Gliedmaßen kommen!

Bild: rennmaus.de

Im Gegensatz dazu ist folgendes Laufrad ideal:
Die Lauffläche ist offen, nichts ragt hinein. Der Ein- und Ausstieg ist jederzeit ungefährlich.

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